Wo treffen „Ich steh an deiner Krippen hier“ von Johann Sebastian Bach, Michael Jackson’s „Heal the world“, das „Vater Unser“ auf Afrikanisch und ein Chorsatz aus dem 16.Jahrhundert aufeinander? Beim traditionellen Weihnachtskonzert des Gemischten Chores Trusetal, das vergangenen Sonntag in der Kirche zu Trusen stattfand.

 

Der Chor steckte noch mitten in seiner Generalprobe, als sich bereits eineinhalb Stunden vor Konzert die ersten Gäste in die Kirche schlichen, um sich die besten Plätze zu sichern. Und sie waren gut daran getan, denn so gut besucht wie beim diesjährigen Konzert war die Kirche noch nie. „Wir denken immer, mehr passen doch gar nicht rein“, sagt Gitta Messerschmidt, Vorstand des Chores. „Und dann werden wir jedes Jahr aufs Neue überrascht“. Einige Gäste mussten das Konzert dieses Jahr sogar im Stehen verfolgen, weil kein Platz mehr zu finden war.

Das Konzert begann mit den drei Sechstklässlerinnen Sabrina, Melissa und Vanessa, die jeweils eine Strophe von „Guten Abend, Schön Abend“ vortrugen. Ihnen war die Aufregung deutlich anzumerken, doch ihre klaren Stimmen sorgten schon für die erste Gänsehaut des Abends. Und es ging gefühlvoll weiter, denn nach dem ersten Liederblock des Gemischten Chores mit zwei Sätzen aus dem 16.Jahrhundert folgte das „Weihnachtspotpourri“, bestehend aus zahlreichen traditionellen Weihnachtsliedern. Der Chor hatte seine Gäste eingeladen mitzusingen und so sorgten mehrere hundert Stimmen für weihnachtliche Klänge in der Kirche und für ein ganz besonderes Gefühl des “Mittendrin“.

Das darauffolgende „Übers  Gebirgs Maria geht“ von Johann Eccard aus dem 17. Jahrhundert war das wohl schwierigste Stück des Konzertes. Und man sah dem Chorleiter Hans-Werner Rudolph die Erleichterung nach dessen Gelingen sichtlich an. Nicht nur musikalisch, sondern auch mit seiner Vielfalt an Fremdsprachen begeistert der Chor schon seit vielen Jahren. So gehörten in diesem Jahr neben englischen Liedern auch das „Vater Unser“ auf Zulu und das russische „Tebje Pajom“ zum Programm.

Dass der Chor auch getrennt überzeugen kann, bewiesen die Sängerinnen mit ihrem „Still senkt sich die Nacht hernieder“,  die Sänger begeisterten als Männerchor mit „Der Heiland ist geboren“.

Und auch in der kleinen Gruppe gelang einigen Mitglieder des Chores mit dem „Hymn“ von Barclay James Harvest eine mitreißende Darbietung. Hier ertönten für eine Kirche ganz ungewohnte Klänge, denn die Gruppe wurde von der Schulband der Regelschule Trusetal begleitet.

Die vier Jungs hatten sich mit Schlagzeug, Bassgitarre und Keyboard hinter dem Chor „versteckt“ und ernteten mit ihrer ausdrucksvollen Begleitung gerade vom jüngeren Publikum einen riesigen Applaus. Den bekamen auch die Mädchen vom Schulchor der Regelschule Trusetal mit ihren gefühlvollen Liedern „Heal the World“ und „Jedes Kind braucht einen Engel“. Doch den wohl größten Applaus des Abends bekam der musikalische Leiter Hans-Werner Rudolph, der sowohl die Sängerinnen und Sänger des Gemischten Chores, des Schulchores als auch der Schulband immer aufs Neue motiviert, begeistert und vorantreibt.

Laut wurde es auch bei der schwungvollen Darbietung der „Petersburger Schlittenfahrt“ von Christoph Schlehan und Uwe Glaser. Nach dem Applaus wurde es wieder ganz still in der Kirche, denn Melina Hadzic überzeugte mit „My heart will go on“, begleitet von Uwe Glaser und Juliane Krahmann mit „Heaven“, begleitet von Andy Rank. Begeistern konnten auch Marian Mirau und Emmelie Lesser an Klavier und Trompete. Pfarrer Oertel, Uta Lüdecke sowie Gitta Messerschmitt erzeugten den einen oder anderen Schmunzler durch ihre heiteren, aber auch nachdenklichen Rezitationen. Und natürlich durfte auch der Posaunenchor der Evangelischen Kirchgemeinde Trusetal nicht fehlen.

Dass das Konzert auch bei Jugendlichen sehr gut ankam, bewies nicht nur die bunte Mischung des Publikums. In dem Chor selbst singen Frauen und Männer im Alter von 15 bis 75 Jahren. Dafür sorgen nicht zuletzt moderne Lieder, wie sicherlich einer der Höhepunkte des Konzertes: Das Lied „Weare the world“, welches der Chor zusammen mit der Schulband vortrug. Es wurde 1985 von Michael Jackson und Lionel Richie geschrieben, um Geld für die Opfer der Hungersnot in Äthiopien einzunehmen. Dass man nicht nur an sich denken soll, bewies auch der Chor. Im November veranstalteten die Sängerinnen und Sänger einen Begrüßungsabend anlässlich der Hochzeit von Brotterode und Trusetal. Alle damals eingegangenen Spenden wurden während des Konzertes an die Kindergärten und Schulen der beiden Ortsteile überreicht. Nachdenklich endete auch das Konzert des Chores mit Dietrich Bonhoeffers „Von guten Mächten treu und still umgeben“ und dem schottischen Volkslied „Amazing Grace“

Trotz einer Länge von fast zwei Stunden wollte das Publikum auch nach einer Zugabe nicht gehen und das, obwohl manche insgesamt 3,5 Stunden in der Kirche saßen. Doch für Fortsetzung ist bereits gesorgt: Im späten Frühjahr gibt es den nächsten großen Auftritt des Chores, dieses Mal mit einer ganz besonderen Überraschung. „Aber das bleibt noch ein bisschen unser Geheimnis“, sagt Messerschmidt mit einem Augenzwingern. Eines ist jedoch sicher: Gefühlvoll und  mitreißend zugleich wird es auch dann wieder zugehen.

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